Geht es gemeinsam?
Ökumenetag 2019 in Thüringen

Schon die Einladung der ACK Thüringen mit dem Untertitel: „Miteinander Mahl feiern“ versprach einen hochinteressanten Tag. Wer da dachte an diesem Tag die „theologischen Fetzen“ fliegen zu sehen, musste sich nach dem Erleben eingestehen, dass er sich sehr getäuscht hat.

Die zahlreichen Besucher im Landeskirchenamt der Ev.-luth. Kirche Mitteldeutschland (EKM) gestalteten nach der herzlichen Begrüßung durch die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) Thüringen, Kirchenrätin Charlotte Weber, gemeinsam eine Andacht. Es folgten einige Impulsvorträge von Vertretern verschiedener in Thüringen beheimateter Kirchen und Religionsgemeinschaften, u. a. von

  • Frau Dr. Anne Rademacher, Gemeindereferentin und Leiterin des Seelsorgeamtes des Bistums Erfurt der Katholischen Kirche,
  • Propst Dr. Christian Stawenow, Regionalbischof der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland,
  • Apostel i.R. Rolf Wosnitzka, Neuapostolische Kirche und
  • Herr Moray Patterson, Altkatholischen Kirche.

In den Vorträgen erläuterten sie jeweils ihr Abendmahls- bzw. Eucharistieverständnis, unterstützt durch historische und biblische Befunde sowie liturgische Besonderheiten. Überraschend waren die vielen Gemeinsamkeiten gerade auch in Bezug auf die Präsenz Jesu während der Sakramentshandlung. Unterschiedliche Betrachtungsweisen gab es zur Dauer dieser Präsenz, aber auch hinsichtlich der Frage, wer eingeladen ist. Nach den Vorträgen gab es Gelegenheiten zu Fragenstellungen an die Referenten und zum Gedankenaustausch in kleinen Gruppen. Immer wieder konnte in den intensiven Gesprächen festgestellt werden, dass man die jeweils andere Sichtweise erklärt haben und verstehen lernen wollte. Das vollzog sich ohne theologisches Streitgespräch. Gemeinsam gesungene Lieder mit Klavierbegleitung durch Priester André Kögler (NAK-Gemeinde Zeulenroda) umrahmten den gesamten Tag und gaben ihm einen festlichen Charakter.

Nach einigen Erläuterungen durch die Tagungsleiterin war der Nachmittag von einer erhebenden Agape-Feier geprägt (Agape = Mahl | Agape-Feier = Sättigungsmahl für den körperlichen Hunger, allerdings mit ritueller Rahmung). Diese Erinnerung an das urchristliche Liebesmahl war von liebevollem Teilen und dem ursprünglich heiligen, aber auch geselligen Charakter geprägt. Die liturgischen Einbettung, die liebevollen Worte mit dem Tischnachbarn und der Gedankenaustausch zu der Begebenheit der tausendfachen Speisung Jesu mit zwei Fischen und fünf Broten  zeigte eine Möglichkeit einer Agape-Feier. Es kann auch eine Alternative sein, da eine gemeinsame, ökumenische Abendmahlsfeier nicht möglich ist. Das leckere Speisenangebot wurde dabei zur Nebensache. Das Schlusslied: „Bewahre uns Gott, behüte uns Gott“ läutete das Ende dieses Tages ein. Zahlreiche, wohlwollende Wortmeldungen, auch des Dankes an die Organisatoren, beendete diese beeindruckende Begegnung. Ja, es geht (etwas) gemeinsam im Sinne Jesus Christus.